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 Der Phycodenschiefer im Buchwald


Blick von Schneidenbach auf den Buchwald

Blick auf den Buchwald. Mitte rechts hell: die neue Brücke     Foto: Eckner

Zwischen Ortsteil Forsthaus und etwa Ortslage Schneidenbach kann man zwischen zwei Wegen wählen. Der für Radler geeignete Talweg führt an der Schotenmühle vorbei und quert den Fluss über die 2002 von unserem Verein geschaffene Brücke Richtung Bünaumühle. Ein zweiter Weg verläuft am linken Ufer in halber Höhe des Steilhanges. Auf ihm durchquert man den Buchwald, welcher einen großen Felsriegel aus Phycodenschiefer bedeckt. Dieser etwa 470 Millionen Jahre alte Schiefer ist - wie auch der etwas jüngere Alaunschiefer - ein typisches Gestein des Thüringer Schiefergebirges, zu dem unser Wandergebiet geologisch zählt.

vollkörperliches Fossil von Phycoden


Die Schieferart verdankt ihren Namen einem seltenen, rätselhaften Spurenfossil:

Phycodes circinatum.

Bild: vollkörperliches Fossil mehrerer Phycoden)

Spurenfossil bedeutet: wir finden heute zwar die Lebensspuren ausgestorbener Organismen, jedoch keine Versteinerungen oder Abdrücke der Lebewesen selbst. Sie bildeten sich im Bodenschlamm der Meere, die im Erdaltertum unser Land bedeckten. Der Buchwald zählt zu den wenigen Fundstellen von Phycoden-Fossilien im Vogtland.
 

Phycoden ähneln einer nach oben geöffneten Hand: von einem horizontalen, stärkeren Hauptstrang zweigen etliche Nebenstränge fächerartig und gekrümmt ab. Die Länge beträgt einige Zentimeter. Lange Zeit deutete man Phycoden als versteinerte Pflanzenüberreste. Doch einige Merkmale passen schlecht zu dieser Annahme, z.B., wenn gelegentlich Zweigstränge auch wieder zusammenführen (sogenannte Retrusionen). Deshalb sieht man heute die Phycoden als tierische Fossilien an.
 

Schema zur faunischen Deutung der Phycoden

Die sogenannte "faunische Deutung" erklärt Phycoden als verfüllte und versteinerte Fraßlöcher unbekannter Tiere, die sich auf der Suche nach Nährstoffen bogenförmig durch den Schlamm gruben (Würmer?). Nach dem Auftauchen aus den Ausstiegslöchern schlüpften sie - vielleicht zum Schutz vor Feinden - sofort wieder ins Einstiegsloch zurück und fraßen sich von dort aus neben dem alten Gang wieder bis zur Oberfläche durch. Nach mehrmaligen Durchfressen eines Hauptkanals blieb dann ein aufgefächertes Bündel von Gängen zurück. Trafen die Organismen auf schon zuvor ausgefressene Gänge, entstanden die Retrusionen.
 

Die "faunische Deutung" ist heute die allgemein gültige Hypothese zu den Phycoden, aber sie ist keinesfalls sicher. Viel davon ist reine Annahme. Welches urtümliche Lebewesen sich hinter dem Spurenfossil verbirgt, ist noch immer ein Rätsel. Bisher wurden dessen Reste in den Phycoden noch nicht entdeckt - die Suche danach ist also nicht ohne Reiz.
 

Phycodenfund aus Buchwald

Wie erwähnt, ist der Buchwald im Göltzschtal eine seltene Fundstelle der Phycoden. Weil oberhalb des Waldes ein Ort gleichen Namens liegt, nennt die Fachliteratur den Fundort kurz 'Buchwald'.

Vollkörperliche Exemplare wie im Bild oben sind extreme Sonderfälle. Normalerweise erscheinen die fächerartigen Strukturen als leichte Wölbungen oder Schattierungen im Schiefer - wie im Bild links.

Phycoden findet man schwerer als die Graptolithen im Alaunwerk. Nutzlos ist die Suche im frischen Bruch. Erst beim Verwittern der Oberfläche treten die Phycoden hervor. Man prüft also alte, verwitterte Stücke, die als Schutt reichlich am Steilhang liegen. Ein Eimer Wasser mit Bürste ist dabei sehr nützlich. Vorsicht: Absturzgefahr!

Vielleicht gelingt sogar in Buchwald einmal ein Fund, der mehr Licht in das Geheimnis der Phycoden bringt. Viel Glück!

Phycodenfund aus Buchwald; Eckner, Reichenbach

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